Am 10. April 2019 bestiegen wir eine Lufthansa A380 Maschine von München nach HongKong. Wir investierten eine Gutteil unseres Meilenvorrats für Business Classtickets, mit dem Argument: wer weiß, was die Zukunft bringt, was man hat, hat man. Wir wussten damals nicht, wie recht wir hatten, jetzt hätten wir wenig Verwendung dafür.
Es war weiters eine extrem gute Idee, die Einladung, bei einer 3 tägigen Konferenz zu sprechen, auf einen einmonatigen Asientrip auszuweiten. Weil “wenn wir schon mal dort sind..”
Welcome to HONG KONG
Hong Kong, das wir schon kannten, empfing uns wieder freundlich, beschäftigt, lebendig, laut, viel, konsumorientiert, schrill – eine pulsierende, internationale und liberale 24/7 Metropole. Kein Anzeichen von kommenden Protesten, Gewaltexzessen, politischen Krisen und des massiven Zugriffs von Peking.


Wir wohnten in einem bequemen Hotel mit Pool am Dach mit Blick auf die schöne Hafenstadt und schliefen Jetlagbedingt wenig und schlecht. Die ersten Tage konnten wir noch gemütlich in HongKong herumschlendern und uns neue Kulturzentren, alte Gefängnisse und viele Straßenschluchten ansehen..








Die Konferenz zu “Buddhist Economics” wurde an der HKU, der Hong Kong University abgehalten. Experten aus der ganzen Welt kamen zusammen um sich mit der – jetzt extrem aktuellen Fragen – zu beschäftigen, wie ein alternatives Wirtschaftssystem angelehnt an der Buddhistischen Philosophie aussehen könnte. Dazu habe ich bereits letztes Jahr einen ausführlichen Blog Post geschrieben, falls es Euch interessiert.

Warum ich diesen Reisenblog jetzt, ca 1,5 Jahre später schreibe? Weil ich jetzt nicht nur die Zeit sondern auch Lust habe und merke, wie die Erinnerungen verblassen. Weil ich durch das Schreiben die Reise noch einmal erleben kann, und weil ich die Erlebnisse teilen kann. Und weil wir jetzt alle zu Hause sitzen und auf unsere Erinnerungen und Vorstellungskraft angewiesen sind.
Auf den Spuren des spirituellen Hong Kongs
Während unser erster HongKongaufenthalt im Rahmen eines Kundenprojektes stattfand (auch da hängten wir noch ein paar Tage an) und entsprechend profan ausfiel, waren wir diesmal mit waschechten Buddhisten unterwegs. Das Essen streng vegan und die Sightseeingtour führte uns durch das spirituelle HongKong – im Wesentlichen zu Klöstern und Stadttempeln. Der Hang zu Statussymbolen macht auch im spirituellen Szene nicht halt – im Kloster, gestiftet von einem legendären Immobilien Tycoon – steht eine der größten Buddha Statuen des Landes. In HongKong gibt es eine sehr finanzkräftige Buddhistische Community, zumeist aus dem Immobilien und Finanzbereich.




Sie machen das also so, dass sie das Geld, dass sie mit völlig unmöglich hohen Mieten und Immobilienpreisen und undurchschaubaren Finanztransaktionen verdienen in buddhistisch wertvolle Unternehmen investieren. Immerhin, ein kleiner Widerspruch bleibt jedoch im Raum stehen und stört keinen großen Geist.

Der Galaabend
Jetzt muss ich kurz ins Jahr 2015 zurückgehen: bei einem 3 Tages Retreat auf Hawaii von Wisdom 2.0 lernten wir nicht nur Ernest NG kennen, ebenjenen HKK Chinese, der uns 5 Jahre später zu besagter Konferenz einlud sondern auch David Yeung. Damals erzählte er von seinem Vorhaben, die Chinesen von ihrer Vorliebe für Fleisch abbringen zu wollen und sie für pflanzliche Nahrung zu begeistern. Er nannte seine Initiative “Green Monday” und die Idee war so einfach wie – aus meiner damaligen Sicht – wirkungslos: die Hongkonger sollten einen Tag die Woche auf Fleisch verzichten, zum Beispiel am Montag. Daher: Green Monday. Während ich diese Idee etwas belächelte und seinen Enthusiasmus bewunderte, ist mir 5 Jahre später das Lächeln vergangen.
David ist mittlerweile so etwas wie ein Popstar unter den Unternehmern und Veganern und Klimaschützern, hat eine vegane Supermarkt- und Restaurantkette aufgebaut die Green Common heißt und nach Singapur und Tai Wan und sonstwohin expandiert. Zusätzlich ist er ganz groß im Ersatzfleisch Geschäft, Omnipork ist eine Marke und Beyond Meat.

David ist unglaublich engagiert, sprach natürlich auch bei der Konferenz und zeigte Filme von Schweinen, die lebend in Massengruben geschaufelt werden und dann elend ersticken – Schweinpest. Es vergeht einem natürlich die Lust auf Fleisch vollends.
Just an unserem letzten Abend in Hongkong fand erfreulicherweise die Green Monday 5 Jahres Gala im Ballroom eines riesigen Hotels statt, und wir sind natürlich hingegangen, gemeinsam mit Ernest NG und seiner Freundin Venus. Noch nie in meinem Leben habe ich etwas ähnliches erlebt, eigentlich unbeschreiblich. Wir erlebten einen fast chaotischen, lauten, schrillen Abend, es gab durchgehend Programm auf der Hauptbühne auf der höchstmöglichen Lautstärke: Filme, Interviews mit Instagramstars aus der Yoga und Life-Styleszene, berühmte Schauspielerinnen und Sängerinnen mit Showeinlagen, der Raum voll von Investoren, Stars, Starlets, Menschen aus der Kunst, Kultur und Umweltszene, auch einige Buddhisten. Man muss nicht erwähnen, dass wir kein Wort verstanden haben, weil alles auf Chinesisch.

Serviert wurde natürlich ein Veganes Menü aus dem Hause Green Common und jetzt gebe ich zu, dass ich weder veganes noch chinesisches (originales) Essen besonders mag, und die Kombination noch weniger. Der Versuch, den Geschmack und die Konsistenz von Fleisch mit Soja und ähnlichem zu imitieren, endet meist in etwas zähem, mit sehr vielen Farb- und Geschmacksstoffen versehenem Etwas. So auch dort. Für mich ist vegetarisches Essen viel ansprechender, aber den Chinesen das Fleisch ersatzlos zu streichen ist unmöglich.

Alles natürlich in umweltschonendem Plastik serviert und ganz ungewöhnlich für die gelernte Österreicherin: absolut kein Alkohol, nicht mal ein Bier oder ein Glas Wein. So feiern eben die veganen Chinesen. Ist auch besser so, sie waren auch ganz ohne Alkohol sowas von aufgedreht, das war komplett ausreichend.
Hanoi
Hanoi hat etwas ganz Zauberhaftes. Schon die Fahrt vom Flughafen Stadtzentrum öffnet das Herz, dieser Ort strahlt eine Fröhlichkeit, Lebendigkeit und Menschlichkeit aus, die mich sofort einnimmt. Insbesondere nach dem hektischen und hochtechnisierten HongKong taucht man in eine andere Welt ein.

Die Straßen
Die Straßen sind gefüllt von Rollern, auf denen nicht selten ganz Familien sitzen und in einem kontinuierlichen Strom in entspannten Tempo die Straßen entlang fließen. Die Hanoianer bewegen sich wie Fische im Wasser. Die Straßen und Gehsteige dienen nicht so sehr der Fortbewegung als einem Lebensraum, in dem gegessen, gekocht, gehandelt und sich getroffen wird, wie wir das aus vielen warmen Ländern kennen.




Die Stadt strotzt von Geschichte, Erinnerungen an die französische Kolonialzeit vermischen sich mit den Gräuelbildern des Vietnamkrieges. Die Straßen sehen zum Teil wie überwucherte französische Boulevards aus, in denen man herrliche Croissants und Baguettes findet, vermischt mit vielen Cafes, in denen “Souvenirs” aus dem Vietnamkrieg ausgestellt werden und die den klingenden Namen B52 tragen.
Es gibt sogar einen Nachbau von Notre Dame:

Auf den Straßen verkaufen verkrüppelte – junge – Menschen Glückwunschkarten. Später werden wir auch noch Schmuckstücke sehen und auch kaufen, die aus eingeschmolzenen Bombensplittern produziert sind.

In den hippen Vierteln platzen die Cafes und Restaurants aus den Nähten und sowohl Mode als auch Essen sind stark japanisch beeinflusst – ein aktueller Trend. Zwischen den Bars, Geschäften und Märkten findet man immer wieder Eingänge zu stillen Tempeln, in denen man sich kurz ausruhen und die Stille genießen kann, so nicht gerade gebetet und gesungen wird




HO-CHI-MINH
Ho-Chi-Minh wird wie ein heiliger verehrt. Skurril mutet das Ho-Chi-Minh Museum an, der Stil erinnert an kommunistische Architektur des ehemaligen Ostblocks und die Ausstellung selbst ist didaktisch fragwürdig. Jedenfalls erfährt man, dass Ho-Chi-Minh kein Grab wollte, doch genau neben dem Museum kann man den einbalsamierten Ho-Chi-Minh in seinem Mausoleum betrachten. Worauf wir dann verzichten.


Das Essen.
Das Kochen. Wir kennen es, aus den diversen Asienreisen, aber Vietnam ist nochmal eine eigene Geschichte. Auf einem halben Quadratmeter, einer Frittierpfanne und vielleicht noch einem Suppentopf und einer Schere (dann braucht man kein Brett), werden die köstlichsten Mehrgangmenüs gekocht, die man dann vorzugsweise auf winzigen Hockern (nicht für 1,80 und größer gebaut) an niedrigen Tischen mit einem Flaschenbier (wegen der Elektrolyte) oder einer frischen Kokosnuss (wegen der Elektrolyte) serviert. Die knusprigen Schweinefleischrollen, die Nudelsuppe, der Salat.
Oder die Pho-Restaurants. Die Pho kostet ca 1,50 Euro, kommt mit einer Riesenmenge an frischsten Kräutern und wird in schmucklosen, gekachelten und Neonröhrenbeschienenen Essräumen eingenommen, wir kennen auch diese schon. Das Essen ist so gut, so wohltuend, dass der Raum egal ist. Das Frühstück der Vietnamesen und auch der Laoten ist übrigens auch eine kräftige Nudelsuppe, mit viel Fleisch und Gemüse, die überall auf den Straßen angeboten werden… ich habe es leider nie geschafft, die starken Gerüche und Geschmäcker in aller Frühe runterzubringen müsste ich mir noch erarbeiten.
Eine besondere Spezialität aus Hanoi ist der sogenannte “Egg-Coffee”: er entstand in einer Zeit als Kondensmilch immer wieder knapp wurde und so diente mit Zucker schaumig geschlagenes Eigelb als Ersatz. Es schmeckt gar nicht schlecht, ist aber auch nicht traurig, dass es diese Spezialität aus Hanoi nicht nach Europa geschafft hat.



Das Wasserpuppentheater
Das traditionsreiche Thang Long Water Puppet Theatre wird in sämtlichen Reiseführern und GEOs Reisen als MUST angepriesen. Es gibt jeden Tag 2 Shows und scheint wirklich sehr authentisch zu sein.
Die Musik klingt für meine westlichen Ohren etwas jeirig und Plots der kleinen Wasserpuppen sind recht erwartbar, aber es dass sich das Ganze im Wasser abspielt ist doch auch sehr nett. Kann man auf jeden Fall machen, man ist und bleibt halt doch ein Tourist.

Apropos Touristen
Dass Vietnam kein Geheimtip ist, war mir schon klar, aber das Ausmaß an Tourismus bis hin zum Overtourism ist dann doch sehr überraschend. Im Zentrum reiht sich ein “Reisebüro” neben das andere, diese typischen 1-Mann/Frau Buden, bei denen man die immer gleichen Touren buchen kann, die wie eine Fotospeisekarte in den Anlagen hängen: Halong Bucht, Trockene Halong Bucht, Reisfelder im Norden, Tempelanlagen und alles, was man eben von ein paar Stunden bis zu ein paar Tagen von Hanoi aus unternehmen kann. Das Backpackerviertel ist voll, voll, voll von jungen Menschen die das gute und günstige Essen und den Alkohol schätzen. Wir treffen dort auch viele Australier, die hier einen billigen Urlaub verbringen, es wirkt ein bißchen wie der Ballermann von Asien.
Der Hund, der die Straße überquert
Wie gesagt, die Straßen sind mehrspurig, aber man weiß nie wieviele Spuren es wirklich sind, weil alles in einem geordneten Chaos ineinander fließt. In Hanoi gibt es eine berühmte freitragende Eisenbahnbrücke – die Long-Biên-Brücke, die über den roten Fluß führt und ein beliebtes Sight-Seeing Ziel ist. Man geht über entspannt die Gleise, macht Posing Fotos und und wenn ein Zug kommt geht man zur Seite. Gleich daneben gibt es ein Cafe mit Dachterrasse von der man die Gleise und die darunter querende Hautpverkehrsstrasse beobachten kann. Und da passiert es: ein kleiner, semmelbrauner Hund geht über dies Straße, alleine. Er marschiert bei der einen Seite los und der Verkehr teilt und schließt sich wieder um ihn. Biblisch geradezu. Der Hund bewegt sich entspannt über die Straße, manchmal legt er auch eine Pause ein und setzt sich. Die Auto- und Mopedfahrer machen geduldig einen Bogen um den Hund und er spaziert dann fröhlich weiter, Verkehr organisiert sich um diese Bewegung herum, bis er dann die andere Seite erreicht und unversehrt im Niemandsland verschwindet. Wir sind beide so fassungslos, leider habe ich keinen Film gemacht, denn es ist fast nicht beschreibbar. Was es beschreibt ist die unglaubliche Gelassenheit und Freundlichkeit, die diese Stadt ausstrahlt. Kein Hupen, kein Schimpfen, kein Drängeln. Der Hund hat Vorrang.


Wohnen in Hanoi
In Hanoi gibt es natürlich alles: von billigen Backpackerbuden, über große plüschige Grand Hotels bis zu vielen sehr schicken und hippen Hotels. Wir haben in einem sehr feinen, französisch-tropisch angehauchten, überraschend günstigen und freundlichen Boutique Hotel mitten im Zentrum gewohnt, das ich wärmstens empfehlen kann. Selten habe ich mich wohler in einem Hotel gefühlt, das Maison D’Orient. Es hat nur wenige Zimmer und ist immer sehr gut gebucht.




Bei unserem zweiten Hanoi Aufenthalt wars dann noch etwas authentischer: wir haben eine kleine AirBnB Wohnung in einem untouristischen Wohnviertel in einem sehr lokalen Wohngebäude gebucht. Da sieht es dann gleich ganz anders aus und man bekommt etwas mehr vom eigentlichen Leben in der Stadt mit.
Hué – die alte Königsstadt
Es ist heiß. Sehr heiß sogar und zwar die ganze Zeit, die ganze Reise lang. So um die 40 Grad. Wir haben bei unserer Planung übersehen, dass wir die Ende der Trockenzeit haben, mit extremer Hitze und gerodeten verdorrten Reisfeldern, die in etwas so aussehen wie unsere Getreidefelder nach der Ernte. Ich hatte mir in einer gewissen Naivität saftige, im Wasser stehende Reisfelder erhofft.
Hue jedenfalls ist eine alte Königstadt mit einer unendlich riesigen Palastanlage, einigen Tempeln, einem Fluss und einem sehr herrlichen Ressort. Trotz diese Vorzüge ist Grund unseres Besuches ein anderer aber dazu gleich. Davor noch ein paar Eindrücke aus Hue:
Der Markt von Hue
ist bunt, üppig und das Erstaunliche: man findet – wie fast überall – schlafende Menschen. Die sind nicht – wie bei uns obdachlos – sondern müde und schlafen wo und wann auch immer es gerade nötig ist, zum Beispiel wie hier an einen Baum geschmiegt. Beeindruckend ist immer wieder die Buntheit und Vielfalt der angebotenen Salate, Gemüse, Kräuter, Fische und Obstsorten.
Flussfahrt zum schiefen Tempel
An jeder Stelle werden wir “eingeladen” eine Bootsfahrt oder Rikshafahrt zu einer der Sehenswürdigkeiten zu unternehmen. Wir lassen uns zu einer Bootsfahrt überreden, wobei das Boot ein fahrender Touristenshop ist – Christian bleibt hart mit Nichtkaufen, aber ich falle nach langer Bearbeitung – 7 Kinder und der Hund brauchen Essen – um und kaufe Karten und sonstigen Klimbim. Der Tempel, den wir dann erreichen ist recht überlaufen und es ist so heiß, dass man sich nur mühsam durch das Gelände schleppt. Beeindruckend ist die Bonsaisammlung, diese zum Teil hunderte Jahre alten Minibäume faszinieren mich immer wieder. Christian steht der vietnamesische Reishut auch sehr gut.




Die Zitadelle von Hue
Die Zitadelle von Huế war die frühere Residenz der Kaiser der vietnamesischen Nguyễn-Dynastie in der damaligen Hauptstadt. Die Zitadelle enthält einen Kaiserpalast nach dem Vorbild der Verbotenen Stadt in Peking und ist heute ein UNESCO-Welterbe und wurde ab 1804 gebaut.
Wieder schaffen wir es, ausgerechnet in der Mittagszeit anzukommen, es ist so heiß, dass wir fast laufend von Schatten zu Schatten bewegen. Die Ausmaße sind unendlich groß, die Pracht beeindruckend. Beim Ausgang gehen wir an einer Panzerausstellung vorbei, die vom US-Militär zurückgelassen wird. Überall findet sich größere und kleinere Hinweise auf den Vietnamkrieg und wir können nicht wirklich lesen, wie diese jeweils zu interpretieren sind.
Beim Friseur
Wir sind mutig und gehen in Hue zum Friseur.. meine Haare leiden in der Hitze und ich will die Spitzen schneiden und die Haare pflegen lassen. Die Frisuersalone sind eine Mischung aus Massage, Nagel- und Haarstudio, also kleine Beautysalons, allerdings etwas schmuddelig. Die Salondamen kichern in einem fort, sie finden Christian lustig, meine Haarfarbe und Haarqualität ungewöhnlich und sind begeistert über die westliche Kundschaft: alleine unsere Größe erstaunt sie und die Vietnamesen sind durchaus “outspoken”, sie halten ihre Gefühle nicht zurück und sagen genau das, was sie sich denken. Jedenfalls verlassen wir den Laden als neue Freund.




Im Traumressort
Die heißen Nachmittage verbringen wir am Pool unseres traumhaften Tropenressorts – im Pilgrimage Village Ressort & Spa. Es ist Ostern und der Club ist gut gefüllt mit Chinesischen und französischen Familien – eine Reminiszenz an die französische Kolonialzeit und ein Einblick in die Tatsache, dass Laos, Thailand und Vietnam zunehmend unter chinesische Kontrolle und quasi urlaubskolonialisiert werden. Mehr dazu später, wenn ich über Laos berichte.
Meeting Thích Nhất Hạnh
Jetzt kommts: der eigentliche Grund nach Hue und vielleicht überhaupt nach Vietnam zu reisen war die Chance, Thich Nhat Hanh persönlich zu sehen. Zen Master Thich Nhat Hanh “is a global spiritual leader, poet and peace activist, revered around the world for his pioneering teachings on mindfulness, global ethics and peace” lt Wikipedia.
Für 39 Jahre exiliert durfte er erst 2005 wieder nach Vietnam einreisen – wegen seines offenen Widerstandes gegen den Vietnamkrieg und das beständige einstehen für Friede. Er hat Klöster und spirituelle Gemeinschaften auf der ganzen Welt gegründet, unter anderem Plum Village in Frankreich. Es gibt auch einen wunderschönen Film über sein bewegtes und bewegendes Leben, Walk with me. Er ist unter anderem dafür berühmt, mit seinen Schülern und Besuchern in Stille und Achtsamkeit zu gehen. Unglaubliche 130 Bücher hat er geschrieben, es gibt viele Lehrvideos und Schriften von Thay, wie ihn die Schüler nennen – einige habe ich gelesen und sie sind unglaublich wohltuend.
Nach einem Schlaganfall kann er weder sprechen noch gehen und ist 2018 92 jährig in jedes Kloster zurückgekehrt, in das er mit 16 Jahren eingetreten ist – um dort seine letzten Jahre zu verbringen – den Từ Hiếu Temple in Hue.
Es gab widersprüchliche Informationen, ob man ihn treffen oder sehen kann und wir beschließen – wie Groupies – einfach hinzufahren und vor Ort herauszufinden, was Sache ist. Tatsächlich haben wir den schönen Tempel gefunden, den man auch betreten kann und es stellte sich heraus, dass Thay in einem abgeschlossenen Bereich lebt, den er nur mehr selten verlässt. Die Chance, ihn zu treffen, ist äußerst gering. Wir treffen auf einige “Fans”, die schon seit Tagen im Tempel herumwandern in der Hoffnung, einen Blick auf ihn werfen zu können.


Nach zwei Stunden im Tempel beschließen wir, am nächsten Tag wieder zu kommen, haben aber nicht vor, noch viel länger in Hue zu bleiben, wir haben alles besichtigt und wollen weiter nach Laos reisen, was wir wie immer auch erst kurzfristig beschlossen haben.
Wir machen uns also auf den Weg und kurz nach Verlassen des Tempels begegnen wir einer älteren vietnamesischen Frau, mit der sich meine Blicke kreuze, worauf sie beginnt meine Hände zu nehmen und mich in ein Gespräch zu verwickeln. Christian geht weiter, ihn kann man nicht leicht bequatschen. Sie redet etwas kauderwelsch über meine spezielle Ausstrahlung, dass ich ein großes Herz hätte und dass sie Thay sehr gut kenne und auch wüsste, wo er isst und wo der beste Platz sei, ihn zu “beobachten”. Ich frage sie ganz ernsthaft, ob sie mich zu ihm bringen könne, sie sagt: Ja.
Die ganze Situation ist etwas skurril und ich denke an Märchen, bei denen alte Männchen oder Weiblein am Wegesrand auftauchen, um wichtige Botschaften zu überbringen. Es ist ein Fehler sie zu ignorieren und ich denke, wenn wir schon mal da sind, probieren wir es nochmal. Christian überrede ich zur Umkehr, wir gehen zurück zum Eingang zu Thays Wohnhaus und keine 10′ später werden die Menschen um uns unruhig und zeigen hinauf zum Haus.
Und plötzlich sehen wir ihn auch, ein alter Mann im Rollstuhl, umgeben von Mönchen in braunen Gewändern. Sie tragen ihn die Stiege hinunter und hinter ihm beginnt sich eine kleine Prozession in Bewegung zu setzen, eine Handvoll Menschen geht andächtig hinter ihm her, während er die Baustelle für den Neubau des Zendos, der Meditationshalle, besichtigt. Nach ca 15 Minuten ist der Zauber beendet und Thich Nhat Hanh verschwindet wieder in seinen Räumlichkeiten. Ein unglaubliches Erlebnis, wir können es nicht fassen, was da gerade passiert ist. Diese Mann strahlt noch in einem sehr prekären und fragilen gesundheitlichen Zustand Ruhe und Frieden aus. Mittlerweile ist er 94.

Wir kehren noch einmal zum Tempel zurück um mit den Nonnen zu meditieren – sie sind etwas offener, man kann sie besuchen und wir nehmen an einer Abendmeditation und “Service” teil. Es wird viel gesungen und rezitiert und meditiert. Danach sitzen wir noch im herrlich warmen Abendmond und plaudern mit den aufgeweckten und oft noch sehr jungen Nonnen. Eine andere Welt.
LAOS
Die Busfahrt
Wir sind jetzt bereit für die Weiterreise. Wie fast immer planen wir unserer Reisen sehr minimal: es gibt einen Hin- und manchmal auch Rückflug, ungefähre Daten und ein paar Ideen, was wir gerne machen möchten. Alles andere ergibt sich während der Reise und oft planen wir einfach nur 3 Tage im voraus. Wir wussten nicht, ob wir von Hue aus weiter Richtung Saigon und dann auf eine Insel reisen wollten, also das ganze lange Vietnam abreisen, oder nach Laos und dann wieder zurück nach Hanoi, von wo unser Rückflug nach München gebucht war. Die Entscheidung ging dann Richtung Laos, vermutlich angelockt von den schönen Fotos im Geo Spezial über Vietnam und Laos. Es ist allerdings gar nicht soo einfach, die relativ weiten Strecken zu bewältigen, wenn man so wie wir individualreisend ist.

Auf der Landkarte sieht Savannaketh an der thailändischen Grenze nach einem ersten sinnvollen Ziel aus, ca eine Bustagesreise von Hue entfernt. In einem der vielen Reisebüros verkauft uns ein Agent mit Todesverachtung ein Ticket für einen regulären Linienbus mit dem Hinweis, dass das eigentlich nix für Touristen ist und es sein kann, dass wir planmäßig um 17:00 nachmittags ankommen oder erst um Mitternacht, man weiß es nie so genau. Mangels Alternativen kaufen wir das Ticket. Erschwerend kommen die vielen Berichte aus Reiseforen dazu, die vor den öffentlichen Bussen warnen, vor allem den berüchtigten Nachtbussen mit den Liegesitzen.
Wir sind in der Tat die einigen Touristen im Bus, der ohnehin dünn besetzt ist, da die meisten Reihen vollgestopft sind mit Waren aller Art. Unvergesslich der Moment, als wir bei einer Haltestelle stehen bleiben, um weitere Waren aufzunehmen. Ein Riesenberg von Kisten und Bündeln, die nun in den aus unserer Sicht ohnehin schon komplett überladenen Laderaum eingeschichtet werden sollen. Der Busfahrer und ein Gehilfe beginnen nun also, den gesamten Bus zu entladen und danach die gesamten Waren nach allen Regeln der Kunst einzuschlichten. Für uns unvorstellbar, dass alles reinpasst, aber nach ca einer Stunde Schufterie bei maximaler Hitze ist es geschafft. Dass die Fahrgäste dabei irgendwo im Schatten am Boden kauern und zu warten haben, versteht sich von selbst. Niemand beschwert sich, alle warten ergeben und so wir auch – man kann eh nichts machen.


Kurz vor der laotischen Grenze machen wir Mittagspause, die Frauen und Touristen (wir beide) gehen ins etwas bessere Lokal, die Männer in den Laden daneben. Ihr Essen kommt schneller als unseres, und das ist auch das maßgebliche Timing. In dem Moment, in dem wir beginnen zu essen, hupt der Busfahrer zum Aufbruch. Er ist fertig, es geht weiter, auf die Frauen und Touristen wird nicht gewartet. Wir zahlen und fahren mit leeren Mägen weiter. Auch hier beschwert sich niemand so ist es nunmal.
Savannakhet
Wir fahren weit durch das Land und nach der laotischen Grenze sieht man frappante Unterschiede: die Häuser sehen viel ärmlicher und verdreckter als die adretten vietnamesischen Dörfer aus. Wir fahren tief in das kleinbäuerlicher Laos hinein und erreichen – ein Wunder – fast zeitgerecht Savannakhet. Sie ist die zweitgrößte Stadt in Laos, und wirkt wie aus der Zeit gefallen, eine äußerst authentische Kleinstadt am mächtigen Mekong, Grenzfluss zu Thailand. Es gibt nicht ein einziges modernes Gebäude oder Hochaus. Die Stadt hat wenig zu bieten und ist eher ein Ort der Durchreise, trotzdem bleiben wir 2 Nächte, denn ich finde gerade die “uninteressanten” Städte interessant – die Märkte z.B. sind nicht voll von Touristenkram sondern den tatsächlichen Bedarfen des täglichen Lebens der Bewohner angepasst.
Wir wohnen im sehr schönen AirbnBs eines ausgewanderten Franzosen und seiner laotischen Frau. Mir gefällt dieser offene, minimalistische und luftige Stil, oft hat das Erdgeschoss keine Mauern und steht nur auf Stelzen, eine Art überdachtes Wohnzimmer. Ich denke das kommt von den traditionellen Stelzenhäusern, bei denen sich das Alltagsleben unter dem Haus abspielt.
Wir sehen also zum ersten Mal den Mekong und erleben in einem typisch laotischen Cafe – offen mit vielen Pflanzen – einen der berüchtigten Regengüsse, bei denen man meinen könnte, dass die Welt untergeht.
Den Markt von Savannaketh habe ich nicht fotografiert, dort befindet sich neben den appetitlichen Gemüsen und Früchten auch allerlei Getier und Tierteile von bekannten und unbekannten Tieren, lebend und tot und das Foto wäre ohne den Geruch und die Geräusche ohnehin sinnlos. Überall wird gekocht und gegessen und mir ist das zum Teil dann schon zu authentisch. In der “Kosmektikabteilung” falle ich den Mani-Pedidamen in die Hände und unter großen Gejohle und Gekichere machen sie meine Füße und Hände, die etwas mitgenommen in Flip-Flops stecken und danach bin ich wieder top gepflegt. Die wahre Sensation ist aber immer wieder Christian, der den lokalen Humor genau trifft und mit den Damen herumblödelt.
Vientiane – nothing to write home about
Langsam kristallisiert sich die Reiseroute heraus: weiter nach Vientiane, die Hauptstadt und dann über Vang Vieng nach Luang Prabang und von dort zurück nach Hanoi. Die Idee, noch eine Woche am Meer einzulegen, wird sich nicht erfüllen. Laos ist das einzige Land in Südostasien ohne Zugang zum Meer. Wir müssten also weiter nach Thailand oder in den Süden um zum Meer zu kommen, dann geht sich aber Luang Prabang nicht aus – ein großes buddhistisch spirituelles Zentrum und wir haben das Gefühl: jetzt oder nie.
Die Frage ist aber weiterhin: wie? Das Mittel der Wahl sind in diesen Ländern die Touristenminibusse, sie sind etwas komfortabler und sicherer, aber diese werden nur auf populären Verbindung angeboten und Savannaketh- Vientiane gehören nicht dazu. Man kann also wieder die lokalen Nachtbusse nehmen, die sich durch bergige Straßen schlängeln, am Busbahnhof sehen sie leider gar nicht einladend ein und die Traveller Reiseforen raten dringend ab. Wir erfahren von unserem Host, dass es eine Flugverbindung gibt, 3 mal die Woche und zufälligerweise wieder am nächsten Tag. Fliegen ist zwar immer etwas unsportlich, aber wir sind mittlerweile weit über 40 und finden, dass wir uns nichts mehr beweisen müssen. Außerdem ist es doch etwas mutig in die kleine Propellermaschine der Laotischen Airline zu steigen.. ich finde das zählt auch.
Vientiane verlassen wir nach einer Nacht, bis auf einen spektakulären Regenguss gibt es keine besonderen Vorkommnisse. Die Stadt wirkt staubig und touristisch und wir machen uns am nächsten Tag – diesmal per Mini-Bus. Wir winden uns durch dschungelige Bergstraßen und erreich schließlich
Vieng-Vang – der chinesische Ballermann
Die Landschaft ist traumhaft schön – leider sind meine literarischen Fähigkeiten einigermaßen eingeschränkt – mir fehlen die Worte, diese Mischung aus Fluss, zuckerhutförmigen Bergen, Dschungel und Lagunen zu beschreiben. Der Ort Vieng Vang ist eine Mischung aus Bretterbuden, den allgegenwärtigen Night Markets, unzähligen Restaurants und Street-Food Ständen, Traveller Unterkünften und einigen extrem schicken Boutiquehotels direkt am Fluss. Die Spezialität von Vieng Vang ist es, sich von Drinks und sonstigen bunten Pillen aufgetuned auf Autoreifen den Fluss hinunter treiben zu lassen (man wird flussaufwärts abgesetzt) und mit Quads durch die Gegend zu brausen.
Wir machen beides nicht, sondern fahren mit einem Moped die Gegend ab zu den berühmten Ladungen und gehen dort schwimmen, weil es ist – wie gesagt – heiß. Sehr heiß.
Skurriles Detail am Rand: auf Bild vier sieht man pinke Kirschblüten, ich habe sie näher angesehen und festgestellt, dass sie aus Kunststoff sind: Die haben doch tatsächlich einen Fakestrauch in die Landschaft gestellt.
Luang Prabang – das spirituelle und mittlerweile touristische HotSpot von Laos
Bei Laos und Luang Prabang hatte ich eine entfernte Vorstellung von einem exotischen, weitgehend unberührten Land, was natürlich überhaupt nicht der Fall ist, vor allem wenn man sich – wie wir – auf dem touristischen Trampelpfad bewegt. Was man abseits der Touristenhotspots sieht sind dann sehr einfache und ärmlicher Dörfer, die zum Teil noch in ihren ursprünglichen Lebensformen leben.
Luang Prabang war bis 1975 die Hauptstadt des Königreiches Laos und ist berühmt für seine unzähligen Buddhistischen Tempel und hunderte von Mönchen, die in ihren orangenen Gewändern durch die Straßen gehen. Einige der Tempel sind öffentlich zugänglich, manche sind geschlossene Klöster. Man spürt den französischen Einfluss, die Stadt hat einen ausgesprochen kolonialen Charakter, viele teure Nobelhotels und ausgesprochen schöne Boutiquehotels, dazwischen unzählige Pensionen. Eigentlich fühlt man sich wie in einem gigantischen Touristenressort, in dem so gut wie jedes Haus ein Hotel oder Restaurant oder Geschäft ist. Es wirkt fast unwirklich, wie der Nachbau seiner selbst. Trotzdem ist es unglaublich schön, der Gesang der Mönche über der Stadt, der Geruch nach Räucherstäbchen und vor allem die Lage am Mekong, der hier besonders groß und prachtvoll liegt.
Unser Hotel ist wieder gigantisch schön, mitten in üppigsten tropischen Pflanzen.. die Preise sind Nebensaisonpreise (es ist heiß!!).



Durch Luang Prabang bewegt man sich mit dem Rad, das alle Hotels gratis verleihen. Der leichte Fahrtwind kühlt angenehm und wir machen das gesamte Touriprogramm: Sonnenuntergangsfahrt mit Cocktails über den Mekong, Tempelbesuch, Nachtmarkt und mit dem Bot zu einem gigantischen Botanischen Garten:
















Lao Spirit Resort
Wir wollen uns ein paar Tage in die Natur zurückziehen und buchen uns unweit von Luang Prabang im Lao Spirit Resort ein, das am Nam Khan River liegt. Dieser Fluss mündet in den Mekong an der Stelle, an der Luang Prabang liegt.
Das Ressort ist relativ leer, es ist keine Hauptsaison und der polnische Eigentümer wird nicht müde uns zu erklären, wie schön es denn im Herbst sei, nach der Regenzeit, wenn dann alles blüht.. und nicht so heiß und trocken ist wie jetzt. Wir können aber nichts tun, die Konferenz war nun mal im April und wir finden es auch so beeindruckend, ganz besonders weil wir von unserer Terrasse den Elefanten beim Baden zusehen können. Außerdem gehen wir auch sofort in den Fluss schwimmen, überqueren ihn sogar und lassen uns flussabwärts treiben. Man merkt nun, dass wir an der Donau aufgewachsen sind 🙂 Der Eigentümer ist recht beeindruckt, dass wir ins Naturwasser gehen, er meint, die meisten Touristen haben Angst, weil auch andere Tiere im Wasser schwimmen. Schlangen zum Beispiel. Ich habe keine gesehen, außerdem ist es sehr heiß.


Walking with the Elephants
In Laos gibt es viele Elefantencamps und die Meinungen gehen auseinander, ob diese Camps Elefanten touristisch ausbeuten, oder ob die Camps die Elefanten vor Ausbeutung durch die Logging Companies schützen. Die Wahrheit liegt in der Mitte – Elefanten leiden sehr, wenn sie schwere Gegenstände tragen müssen, die Tragriemen schmerzen und die Haltung ist auch alles andere als artgerecht. Üblicherweise werden die Elefanten von den Holzfirmen gemietet und so vor der schweren Arbeit retten. Die Elefanten müssen sich aber ihr Geld mit Tourismus “verdienen”, denn die Haltung ist sehr teuer, sie brauchen viel Pflege und Futter. Es ist also nichts dagegen einzuwenden, Elefantencamps zu besuchen, trotzdem sollte man auf Camps verzichten, die “Elephant Riding” anbieten, denn das ist Tierquälerei.
Wir buchen einen Tag im benachbarten Camp, dort haben die Elefanten ein gutes Leben und müssen sich von uns Touristen lediglich waschen, streicheln und füttern lassen, was sie mit ergebener Geduld über sich ergehen lassen.
Wir bekommen eine Einschulung, Elefantenschuhe (hohe Stiefel) und holen die Elefanten aus dem Dschungel ab, wo sie übernachten. Dann gehen wir gemeinsam mit ihnen zum Camp, das am Fluss liegt, dort ist dann Waschen, Füttern etc. angesagt. Ich bin Elefanten davor noch nie Auge in Auge begegnet und sie sind großartig und groß. Sehr groß.
Neben ihnen zu gehen, sie zu berühren, ihnen Bananen zu füttern ist wirklich ein schönes Erlebnis. Sie greifen die Bananen mit den Enden ihrer Rüssel, die ganz zart und weich und biegsam sind. Die Elefanten bewegen sich langsam, als ob sie sich ihrer Wucht bewusst wären und vorsichtig, als ob sie niemanden verletzen wollen würden. Eigentlich sollte man sich im Porzellanladen WIE ein Elephant bewegen. Umsichtig und langsam.


Das “ursprüngliche” Laos
Wir lassen uns mit dem Longtailboot zu den Dörfern der Einheimischen fahren und gehen durch Hüttendörfer mit Lehmböden, vor denen Menschen diverse Tätigkeiten wie waschen, kochen und sticken verrichten. Wir sind wie Eindringlinge und die Menschen wirken irritiert über unsere Anwesenheit. Wir bleiben nicht lange, es ist das extreme Gegenstück zum glänzenden und herausgeputzten Luang Prabang. Immer wieder beeindruckend sind die Bambusbrücken die so stabil wie fragil scheinen. Ein junger Bursche navigiert geschickt mit seinem Moped über die wackelige Brücke, das braucht dann doch Übung.
In der trockenen Halong Bucht
Wir sind fast am Ende der Reise, der Flug Hanoi-München in wenigen Tagen und wir fliegen von Luang Prabang zurück nach Hanoi. Die Reise auf dem Landweg soll abenteuerlich sein – zu abenteuerlich für meinen Geschmack. Ich bin tatsächlich bequemer geworden, anspruchsvoller.. älter.
Wir buchen von Hanoi aus einen Daytrip über Airbnb Experiences – wollte ich mal ausprobieren. Man sitzt im genau selben Bus und macht das genau selbe wie wenn man im lokalen Reisebüro gebucht hätte – das nächste Mal geht die Provision wieder ans Land und nicht nach San Francisco.
Wir sehen ein wunderschönes Kloster, fahren mit den Rädern durch Reisfelder und werden auf Ruderbooten einen Fluss entlang gerudert mit der Besonderheit, dass die Ruder vor allem von Frauen mit den Füßen bewegt werden. Es sieht unglaublich anstrengend aus und die Fahrt dauert ewig, geht aber durch ewig schöne Landschaften hindurch.



Das war ein langer und kurzer April 2019. Zu diesem Zeitpunkt war noch keine Rede von Protesten in Hongkong und dem Corona Virus. Aus heutiger Sicht wirkt es wie eine Rückschau in eine Zeit, die es in dieser Form sobald nicht mehr für uns geben wird. Aber auch ohne dieses Wissen habe ich jeden einzelnen Tage, jede Stunde genossen und war dankbar für die wunderschönen Begegnungen, Eindrücke und Erlebnisse. Nirgends fühle ich mich so lebendig wie auf Reisen und dieses Gefühl kann ich mir durch das Schreiben und Teilen dieser Geschichte wieder herholen, auch wenn es nur ein kleiner Ausschnitt ist, die Geräusche, die Gerüche, die Gespräche und viele viele Details fehlen. Ich hoffe, es hat Euch auch gefallen und in eine andere Welt versetzt, kurzfristig. Wenn wir schon nicht reisen können…
